Wie rede ich mit Kindern und Jugendlichen über Digitale Ethik?
Um bei Kindern und Jugendlichen die sinnvolle und kritische Mediennutzung zu fördern, ist es notwendig sie für Risiken zu sensibilisieren. Damit Kinder und Jugendliche erkennen, wie sie selbst sicher, kompetent und reflektiert im Internet handeln – ist es wesentlich, über Ethik und Werte in der digitalen Welt zu sprechen. Dazu ist es wichtig, sich mit gesellschaftlichen und ethischen Fragen im Zusammenhang mit technischen Innovationen auseinanderzusetzen, ein Bewusstsein für Ethik zu entwickeln und eine reflektierte Haltung gegenüber digitalen Medien einzunehmen.
Digitale Ethik beschäftigt sich mit der Frage nach der Verantwortung für das virtuelle Handeln und reflektiert die Bedingungen für ein gutes, gelingendes Leben. Dabei verfolgt die Digitale Ethik aber keinen präskriptiven Ansatz, das heißt es wird nicht vorgeschrieben, welche Entscheidung die richtige ist. Dies erfordert von jedem Einzelnen/jeder Einzelnen Entscheidungen kompetent und selbst zu treffen und für diese die Verantwortung zu übernehmen. Es ist also die Aufgabe von uns allen, die digitale Welt menschenwürdig zu gestalten. Kindern und Jugendlichen muss bewusst gemacht werden, dass sie auch im digitalen Bereich für ihre Handlungen selbst verantwortlich sind.
Bei einem Gespräch mit Heranwachsenden sollte darauf geachtet werden, dass ein Bezug zu den Medien hergestellt wird, mit denen sich die Jugendlichen selbst intensiv beschäftigen. Digitale Ethik kann nur in einem Kontext vermittelt werden, mit dem die Kinder und Jugendlichen vertraut sind. Dafür kann es hilfreich sein, die Fragen von Kindern und Jugendlichen aufzugreifen und mit ihnen gemeinsam nach einer Antwort zu suchen. Im Laufe des Gesprächs entwickeln die Jugendlichen ihre eigenen Vorstellungen von Regeln für ein gutes Zusammenleben im Netz. Dazu können Handlungsalternativen in bestimmten digitalen Situationen mit den Jugendlichen überlegt werden. In Gesprächen soll sich die Möglichkeit ergeben den konkreten Umgang mit digitalen Medien gemeinsam zu reflektieren. Ziel ist es den verantwortungsbewussten Umgang miteinander, mit der Datenflut und den Schutz der Privatsphäre in der vernetzten Welt zu fördern, sowie die Würde des Einzelnen, die Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit in der virtuellen Welt zu respektieren.
Eine zentrale Frage, die diskutiert werden kann ist: „Wie können wir in virtuellen Räumen handeln, so dass wir Werte und Normen nicht aus dem Blick verlieren?“ Um die Diskussion anzuregen, können die Stichwörter „Cybermobbing“ und „Hassreden im Internet“ in die Gespräche einbezogen werden. Es geht darum, den Jugendlichen eine Kommunikationskultur näherzubringen, die auf Empathie ausgerichtet ist, statt auf Verachtung und Bloßstellung. Für ein besseres Verständnis ist es sinnvoll, dass auf die eigenen Erfahrungen der jungen Menschen Bezug genommen wird. Während des Gesprächs ist es wichtig, Informationen zu Cybermobbing und Hassreden im Internet klar und deutlich zu vermitteln. Es kann darüber diskutiert werden, ob sich die Jugendlichen in der virtuellen Welt anders verhalten als in der realen Welt. Meist gibt es eine Diskrepanz zwischen dem analogen Selbst und dem virtuellen Selbst. Die Jugendlichen könnten sich Gedanken darüber machen, warum manche Menschen sich im digitalen Leben anders verhalten als offline. In der digitalen Welt werden oft andere Wertvorstellungen zum Ausdruck gebracht, die mit den Jugendlichen anhand ihres Nutzungsverhaltens erforscht werden können, indem auf ihre eigenen Erfahrungen und Beiträge im Internet eingegangen wird.
Beiträge in digitalen Netzwerken sind nie wertfrei. Deshalb ist es wichtig, über Medieninhalte bewusst kritisch zu reflektieren, um die Mechanismen der Manipulation zu durchschauen und nicht alle veröffentlichten Inhalte zu glauben. Die Meinungsbildung im Netz bedarf der Fähigkeit, Fake News, Lügen, Verschwörungstheorien, von Fakten und Tatsachen zu unterscheiden. Dies soll ein zentraler Punkt in Gesprächen sein. Um dies zu erleichtern, kann auf die 10 Gebote der Digitalen Ethik Bezug genommen werden. Wenden Sie sich den Falschmeldungen und Gerüchten im Internet zu, mit denen die Jugendlichen selbst konfrontiert wurden, um an die Alltagserfahrungen der Jugendlichen anzuknüpfen. Diskutieren Sie verschiedene Gründe für Falschmeldungen und wie diese erkannt werden können. Mit den Jugendlichen kann gemeinsam eine Checkliste erstellt werden, die als Unterstützung zum Erkennen von Fake News, Lügengeschichten und manipulierten Bildern im Netz dient.
Im Gespräch soll den Jugendlichen vermittelt werden, dass die Betreiber*innen von sozialen Netzwerken und Kommunikationsdiensten nur daran interessiert sind, ihre Daten zu sammeln, zu verwerten und so Profit zu erzeugen. Meist ist es den Jugendlichen nicht bewusst, was die Anbieter der sozialen Netzwerke mit ihren Daten machen. In diesem Zusammenhang kann das Thema „Datenschutz“ mit den Kindern und Jugendlichen besprochen werden. Es kann darüber diskutiert werden, welche Werkzeuge und Möglichkeiten es gibt, um die eigenen Daten zu schützen. Über die eigenen Datenspuren nachzudenken, die man z.B. beim Ausfüllen von Gewinnspielformularen, Kundenkarten etc. hinterlässt, lohnt sich und auch darüber welche Auswirkungen dies nach sich zieht. In Gesprächen kann auch einfließen, dass der Schutz der Privatsphäre, eine wichtige Rolle für eine funktionierende Demokratie spielt. Ohne Privatsphäre ist es viel schwieriger, sich frei und unabhängig eine eigene Meinung zu bilden und ohne freie Meinungsbildung kann es keine funktionierende Demokratie geben.
Zum Abschluss der Gespräche bietet sich die Möglichkeit, dass die Jugendlichen ihre Ideen, Wünsche beziehungsweise Forderungen für das Zusammenleben im Netz zum Ausdruck bringen.
Noch ein paar wichtige Tipps zum Schluss: Nehmen sie sich für Gespräche ausreichend Zeit und geben sie den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten selbst von Erfahrungen und Erlebnissen zu erzählen. Dadurch können neue Gesprächsimpulse entstehen. Es sollen möglichst offene Fragen gestellt werden, dadurch kann zum Nachdenken und zur Selbstreflexion angeregt werden. Vermeiden sie Belehrungen und Wiederholungen und geben sie offen zu, wenn sie etwas nicht wissen. Recherchieren sie dann gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen zu den jeweiligen Themen.
Wenn Sie diese Webseite sehen, sind Sie sicherlich auf das Spiel P@th, play and think, aufmerksam geworden. In diesem Spiel finden Sie viele Anregungen zu verschiedenen Themen der Digitalen Ethik – dieses Spiel ist ein wirkungsvoller Impuls um mit Kindern und Jugendlichen über Digitale Ethik zu sprechen. Sie finden hier, einige Hinweise für Ihre Arbeit mit Heranwachsende, z.B. wie man sinnvolle und offene Fragen stellt, wie bedeutungsvolle Gespräche geführt werden, wie man Mechanismen der Manipulation durchschaut und gemeinsam Demokratie im Netz verteidigt. Es geht um soziale Interaktion, Kommunikation, Information und gemeinsame Reflexion.